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1. Teil 1 = (Vorstufe) - S. IV

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— Iv — 4. Die Kulturgeschichte ist besonders geeignet, das Verständnis für die heutigen Kulturzustände zu erschließen und Sinn und Geist für die Kulturaufgaben unserer Zeit zu wecken und zu schärfen. Darum muß der Kulturgeschichte ein großer Raum gewährt werden. 5. Die Kriegsgeschichte dagegen ist auf ein geringeres Maß zu beschränken; namentlich sind lang ausgesponnene Schlachtgemälde zu vermeiden. Neben charakteristischen Zügen des Mutes und der Tapferkeit sind hier besonders Beispiele des Edelmutes und der barmherzigen, aufopfernden Liebe hervorzuheben. 6. Endlich find die Kinder auch, soweit es ihre Fassungskraft zuläßt, an die Quellenschriften der Geschichte heranzuführen, da dieje wegen ihrer Ursprünglichkeit und Frische oft großen Reiz ausüben und die geschichtlichen Zustände und Tatsachen meist am klarsten widerspiegeln. Die Pädagogik hat die Forderung, die Quellenschriften zu berücksichtigen, in neuerer Zeit immer und immer wieder betont. Indessen ist diese Frage unseres Erachtens trotzdem noch ein ungelöstes Problem geblieben. Ein gangbarer Weg, der zum Ziele führt, ist noch nicht gefunden. Darum werden mich die Quelleustücke bislaug im Unterrichte noch gar nicht oder doch nur wenig benutzt. Der Gruud dafür liegt besonders in folgenden Punkten: Die Quellenstücke sind meistens zu lang. (Man erinnere sich z. B. nur an die Schlacht bei Lowositz [5 Seiten] aus Richters Quellenbuch.) Ihre Sprache ist vielfach zu fchwer und darum für Kinder nicht verständlich genug. (Beispiel: Vorladungsbries Karls V. an Luther auf den Reichstag zu Worms.) Sie sind oft zu abstrakt gehalten. Es fehlen faßbare Tatsachen. (Beispiel: Ein Kapitulare Ludwigs des Frommen.) Darum beansprucht ihre Verwertung zuviel Zeit im Verhältnis zu dem zu erwartenden Nutzen. Sie gehen über die Köpfe der Kinder hinweg, bringen keinen Gewinn. Ein besonderer Übelstand ist noch der, daß die Kinder die Quellenschriften meist nicht selbst in Händen haben und der Lehrer auf das Vorlefen angewiesen ist. Dieses Vorlesen aber verfehlt leicht die Wirkung, da die Kinder selten zu folgen vermögen. Endlich sind die Quellenstücke in den Büchern, in denen sie geboten werden, nicht organisch mit dem zu behandelnden Stoffe zu einem einheitlichen Ganzen verbunden. Wir haben diese Übelstände dadurch zu beseitigen versucht, daß wir 1) nur kurze Bruchstücke ans den Quellen ausgenommen haben und zwar solche, die fesselnd und leicht verständlich geschrieben sind und leicht behaltbare Tatsachen bieten, und 2) diese Quellenstücke organisch mit dem Geschichtsstoffe verbunden haben, so daß die Kinder sie mit dem Geschichtsbuche zugleich in Händen haben. Selbstverständlich treten die Quellenstücke erst in dem für die Oberstufe bestimmten Teil auf. Die Verfasser.

2. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 63

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 63 — Die Riesengarve. (Rechts vom Könige der alte Dessauer. Der Trommler ist ein Mohr.) er sie seine „lieben blauen Kinder". Wie sehr sie ihm am Herzen lagen, zeigt folgender Vorfall: Kurz vor feiner Vollendung stürzte der Turm der Petrikirche in Berlin ein. Die Meldung davon wurde beim Könige mit den Worten ein- geleitet: es habe sich ein großes Unglück ereignet. „Was denn?“ fragte der König ungeduldig. „Der neue Petriturm ist eingestürzt". Der König beruhigte sich bei dieser Antwort sofort und sagte: „Ich dachte Wunder, was es wäre, und glaubte schon, der Flügelmann von Glasenapp wäre tot." 5. Leopold von Anhalt-Dessau. Der eigentliche Exerziermeister des Königs war der Herzog Leopold von Anhalt-Dessau, gewöhnlich „der alte Deffauer" genannt. Der junge Fürst war ein rechter Brausekopf und wollte sich dem Willen seiner Mutter — fein Vater war früh verstorben — durchaus nicht fügen. Als er aber gar die Absicht zu erkennen gab, sich mit Anna Liese, der Tochter des Apothekers Fähse in Dessau, zu verheiraten, schickte ihn seine Mutter auf Reifen, damit er „Gehorsam und gute Manieren" lerne. Sein Erzieher, der ihn auf der Reise begleitete, gab sich die größte Mühe mit ihm, aber der Prinz ließ nicht von feinem störrischen Wesen. Als der Erzieher ihm eines Tages Vorwürfe über fein Betragen machte, holte der wütende Prinz feine Pistolen, um den Sittenrichter niederzuschießen. Der Erzieher zuckte mit keiner Wimper, sondern sagte mit ruhiger Stimme: „Schießen Sie nur los, aber bedenken Sie den Fleck, den Sie durch solch eine Tat der Geschichte Ihres Hauses hinzufügen werden, die so viel Ruhmwürdiges aufzuweisen hat." Das wirkte, und der erhitzte Jüngling dankte nun seinem Erzieher, daß er ihn vor einem Verbrechen bewahrt habe. Als er nach 14 Monaten nach Dessau zurückkehrte, heiratete er gegen den Willen feiner Mutter seine geliebte Anna Liese.

3. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 38

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 38 — ihn fest und wollten ihn ins Gefängnis führen. Da kam gerade Geßler geritten und erfuhr, was geschehen war. 3- Der Apfelschuß. Zur Strafe sollte Te.ll einen Apfel vom Kopse seines ^obnes schießen. Tell war außer sich und bat den Vogt, ihm den Schuß zu erlassen. Geßler aber kannte kein Erbarmen. „Du schießest oder stirbst mit deinem Knaben! war sein letztes Wort. Nun wurde der Knabe an einen Baum gestellt. Notgedrungen nahm Tell die Armbrust, und — mitten durchgeschossen, fiel der Apfel zur Erde. Das Volk jubelte und wollte den Tell fortführen. Geßler aber Tells Meisterschuß. hatte gesehen, wie Tell vor dem Schusse noch einen zweiten Pseil zu sich steckte. „Was wolltest du damit?" fragte er den Tell. Verlegen antwortete er: „Herr, das ist also bräuchlich bei den Schützen." Als aber Geßler diese Antwort nicht gelten lassen wollte, erwiderte Tell kühn: „Mit dem zweiten Pfeil durchschoß ich — Euch, wenn ich mein Kind getroffen hätte." Da befahl Geßler, den Tell zu binden und auf sein Schiff zu bringen. Nach Küßnacht wollte er ihn mitnehmen und ihn dann in einen Kerker werfen, wo weder Mond noch Sonne ihn bescheine. 4. Wie Tell sich aus dem Schiffe rettet und Geßler erschießt. Stumm folgte Tell den Knechten, die thu gebunden ins Schiff brachten. Während der Fahrt erhob sich ein furchtbarer Sturm. Die Wellen warfen das Schifflein hin und her, und die Schiffsknechte vermochten es nicht mehr zu lenken. Zitternb schaute Geßler in die tobenbe Wasserflut. Da trat einer von den Knechten zu

4. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 88

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
er sich lauter Franzosen vorstellte. Er konnte die Zeit gar nicht abwarten, bis es wieder losging. „Mich jnckt's in allen Fingern," schreibt er einem Freunde, "den Säbel zu ergreifen. Wenn wir jetzt nicht alles Schelmenfranzofenzeug mitsamt dem Bonaparte vom deutschen Boden vertilgen, so scheint mir kein deutscher Blücher feuert die Truppen an. (Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin.) Mann des deutschen Namens wert zu sein. Darum sage ich: Marsch, auf und dem Feind in die Rippen!" 2. An der Katzbach. 1813 erhielt Blücher den Oberbefehl über eine Armee, die in Schlesien stand. Mit dieser verrichtete er Wunder der Tapferkeit. Sein Ehrentag war die Schlacht an der Katzbach. Hier erfocht er einen glänzenden Sieg über die Franzosen. Es war nachmittags 3 Uhr; der Regen floß in strömen, und die Landwehr mußte mit dem Kolben dreinfchlagen. Blücher ist überall voran. „Heute geht's gut, Vater Blücher!" rufen ihm die Truppen zu. „Wird noch besser kommen, paßt man uff!" lautet feine Antwort. Auf dem linken Flügel aber sieht es böse aus. Da zieht Blücher den Degen, stellt sich an die Spitze einiger Kavallerie-Regimenter und treibt den Feind in die Wütende

5. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 107

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 107 — Tavlbcndegljf.isqc König Wilhelm im Lazarett. wenn mir vom Tage eine halbe Stunde genommen wird, so erscheinen des Abends Reste. Das geht nicht." Ein andermal bat ihn sein Leibarzt recht dringend, des schlechten Wetters wegen doch der angesetzten Parade nicht beizuwohnen, da sonst das Schlimmste zu befürchten sei. „Dann sterbe ich wenigstens im Dienste," sagte der Kaiser ruhig und ritt munter zum Tore hinaus. g. Hod des Kaisers. Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm im Alter von fast 91 Jahren. Noch wenige Tage vorher hatte er die Regierungsgeschäfte in gewohnter Weise erledigt. Selbst am Tage vor seinem Tode noch vollzog er mit zitternden Händen eine Unterschrift — die letzte in seinem Leben — die darum auch als teures Andenken aufbewahrt wird. Eine Erkältung warf ihn auf das Kranken- und Sterbebett. Langsam, wie ein verlöschendes Sicht, schwanden seine Kräfte dahin. Ihm zur Seite faß die Kaiserin, seine Hand fest in der ihrigen haltend. Auch Prinz Wilhelm und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie sowie Bismarck, Moltke u. a. umstanden das Sterbebett. Nur der Kronprinz weilte fern in Italien, um dort Heilung von seinem schweren Halsleiden zu suchen. „Ach, könnte ich doch Fritz nur noch einmal in die Amte schließen!" seufzte der sterbende Vater. Unter Trostsprüchen des Hofpredigers: Ob ich schon wanderte im finstern Tal — Unser keiner lebt ihm selber — Wenn ich einmal soll scheiden — u. a. nahte die Todesstunde. Als ihn seine Tochter Luise, Großherzogin von Baden, fragte: „Bist du müde, Vater?" entgegnete er flüsternd: „Ich habe jetzt

6. Teil 1 = (Vorstufe) - S. III

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Vorred e. Bei der Bearbeitung des vorliegenden Buches haben uns besonders folgende Grundsätze geleitet: . 1. Der Unterricht in der Geschichte soll nicht nur einen klaren Erublrck in die geschichtlichen Tatsachen, in ihre Ursachen und Wirkungen vermitteln, sondern muß vor allem herz-- und gemütbildend sein. Nur der erziehende Geschichtsunterricht entspricht dem Zwecke der Schule. Darum sind besonders die Personen und Tatsachen hervorzuheben, die moralisch wertvoll sind und sittlich kräftigend auf des Kindes Seele einwirken. Durch Vorbilder edler Menschlichkeit, hingebender Opferwilligkeit und glüheuder Vaterlandsliebe soll des Kindes Herz begeistert und entflammt werden.*) Mehr als bisher muß die Pädagogik diesem Punkte ihre Aufmerksamkeit zuweudeu. (§r ist der Kardinalpunkt des ganzen Geschichtsunterrichte, und lvo er vernachlässigt wird, da bringt sich der Geschichtsunterricht um seinen schönsten Ersolg. Denn hier vor allem liegt seine fruchtbringende Kraft. Wo sie fehlt, da gleicht der Geschichtsunterricht einer Schale ohne Inhalt. Und leider legt man der Schale vielerorts noch viel znviel Bedeutung bei. Noch immer wird ihr zuviel Zeit geopfert. Das ist besonders überall da der Fall, wo unwichtige, trockene Tatsachen und Namen herbeigeholt werden, die höchstens zur Vervollständigung einer Geschichtsperiode dienen, das Gedächtnis vollpfropfen, aber seinen lebensvollen, den kindlichen Geist kräftigenden Inhalt bilden. Mutet man den Kindern zu, sich eiue Fülle wertloser Namen und Tatsachen einzuprägen, wo soll dann die Zeit für den Herz und Geist ersrischenden Zuhält herkommen? Also fort mit allem Ballast, mit den überflüssigen, trockenen Namen, mit der unverdaulichen Kost! Bieteu wir den Kindern etwas Besseres! 2. Nur dauu wird der Unterricht wirklich bildend und erziehend wirken, wenn der Inhalt zugleich geeignet ist, den Geist des Kindes zu fesseln. Darum muß der Stoff so anziehend wie möglich gestaltet werden. Trockene Darstellung ist zu vermeiden. 3. Was die Kinder nicht verstehen, erzeugt bei ihnen Langweile oder richtet in ihrem Geiste Verwirrung an und kann deshalb nicht fruchtbringend auf ihre Seele einwirken. Es ist deshalb vor allen Dingen alles zu vermeiden, was über die Köpfe der Kiuder hinweggeht. Insbesondere ist der Stoff den verschiedenen Altersstufen möglichst genau anzupassen. *) Damit soll keineswegs gesagt sein, daß man die Schattenseiten und Schwächen der im Geschichtsunterrichte auftretenden Personen vertuschen müsse. Im Gegenteil, ein guter Geschichtsunterricht muß auch wahr sein. Wo es die Wahrheit, das Verständnis erner Handlung, die zu ergründende Ursache einer Tat erfordert, da weise man ruhig aus jene Schattenseiten hin. Erst so lernt das Kind die „Geschichte als das Weltgericht kennen.

7. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 111

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 111 50. Friedrich Iii. (Vom 9. März bis zum 15 Juni 1888 Deutscher Kaiser.) a. Äugend. 1. Bis zur Konfirmation. Als Kaiser Wilhelm I. gestorben war, folgte ihm sein einziger Sohn aus dem Throne. Er hieß als Kronprinz Friedrich Wilhelm, nannte sich aber als Kaiser Friedrich Iii. Geboren war er am 18. Oktober 1831 (also am Jahrestage der Schlacht bei Leipzig). Früh begann seine wissenschaftliche Ausbildung und daneben auch die militärische Übung. Als er noch nicht acht Jahr alt war, überraschte er seinen Vater an dessen Geburtstage damit, daß er sich ihm als ausgebildeter Rekrut vorstellte. Tie Mutter hatte ihm heimlich Unterricht im Exerzieren geben lassen und der Großvater Friedrich Wilhelm Iii. ihm ein hübsches Gewehr geschenkt, an dem er die Griffe und das Präsentieren erlernte. Mit seinem Vetter, dem Prinzen Friedrich Karl, veranstaltete er oft Kadettenmanöver. Die beiden Prinzen ritten auf kleinen Ponys, die Mannschaft stellte das Kadettenhaus. Was so spielend begonnen war, wurde später mit großem Ernst fortgesetzt. Als es einst während der Übung heftig zu regnen anfing, erlaubte ihm der Unteroffizier, der ihn einexerzierte, abzutreten und im Schlosse Schutz zu suchen. Spöttisch versetzte der Prinz: „Seit wann geht ein Soldat dem Platzregen aus dem Wege!" Und als dann ein betreßter Diener mit einem Regenschirme herbeieilte, rief er ihm zu: „Hast du schon jemals einen preußischen Prinzen unter einem Regenschirme gesehen?" Mach das dumme Ding zu und troll dich!" Dann nahm die Übung ihren Fortgang. An seinem 10. Geburtstage trat er, einem alten Brauche im preußischen Königshause gemäß, als Sekondeleutnant in das erste Garderegiment zu Fuß ein. Auch schmückte ihn sein Vater an diesem Tage mit dem Schwarzen Adlerorden. Im Herbste 1848 wurde er konfirmiert. 2. Bis zur Vermählung. Im folgenden Jahre bezog er die Universität Bonn, wo er fleißig Vorlesuugeu in Geschichte sowie in Rechts- und Staatswissenschaft hörte. Nach drei Jahren verließ er Bonn wieder, um sich von jetzt ab ganz dem Militärdienste zu widmen. Durch mehrere große Reisen lernte er dann auch das Ausland kennen. Er besuchte den Hof in London, Petersburg und Wien und brachte vier Monate in Italien, dem Lande der Kunst, zu. In seinem 27. Lebensjahre vermählte er sich mit Viktoria, der Tochter der Königin von England. Dieser Ehe entsprossen acht Kinder, von denen noch sechs am Leben sind: zwei Söhne (unser jetziger Kaiser Wilhelm Ii. und Prinz Heinrich) und vier Töchter. b. Sinnesart. Als Kinderfreund. 1. Der Kronprinz war ein rechter Kinderfreuud. Er fpielte und fcherzte mit feinen Kindern, wie es ein guter Familienvater nur kaun. Eines Tages kam ein Bote ins Schloß, um Beiträge für die „Herberge zur Heimat" zu sammeln. Als er die Tür zum Zimmer des Kronprinzen öffnete, lag dieser gerade an der Erde und spielte mit seinen Kindern. Der Bote brachte sein Anliegen vor. Der Kronprinz aber machte eine abwehrende Handbewegung und sagte scherzend: „Ja, sehen Sie, meine Frau und meine Kinder, die wollen alle essen, da habe ich nichts übrig." Gleich daraus aber erhielt der Bote ein ansehnliches Geschenk.

8. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 35

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 35 — \7. Kaiser Rudolf von fjabsburg. 1273—1291. a. Iludotss Wahr. Sein frommer Sinn. Ehe Rudolf Kaiser wurde, war er nur ein einfacher Graf. Er hatte seinen Wohnsitz ans der Habichts bürg in der Schweiz. Land und Leute besaß er nur wenig. Seine Wahl zum Kaiser verdankte er hauptsächlich seinem ekeln, frommen Sinn. Einmal ritt er mit seinem Knappen auf die Jagd. Da hörte er plötzlich mitten im Walde ein Glöcklein. Als er dem Klange folgte, sah er einen Priester, der eben mit bloßen Füßen den angeschwollenen Bach durchwaten wollte. Die Brücke, die über den Bach führte, war von den reißenden Fluten hinweggerissen worden. Der Graf von Habsburg. „Was schaffst du da?" fragte ihn der Graf. „Herr," antwortete der Priester, „ich walle zu einem sterbenden Mann, der nach der Himmelskost schmachtet." schnell sprang Rudolf vom Pferde und übergab es dem Priester, der nun darauf zu dem Kranken ritt. Er selbst aber bestieg das Tier seines Knappen. Als der Priester am nächsten Morgen das Pferd dankend zurückbrachte, da sagte Rudolf: „Behüte Gott, daß ich das Pferd je wieder zu Jagd und Streit besteige, das meiueu Schöpfer getragen; möge es fortan dem göttlichen Dienste gewidmet sein!" (Gedicht: Zu Aachen in seiner Kaiserpracht.) 3*

9. Teil 1 = (Vorstufe) - S. 108

1906 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 108 — keine Zeit, müde zu sein!" Gegen 8^/2 Uhr morgens nahm das Antlitz des Sterbenden einen überaus friedlichen Ausdruck an. Noch einmal öffnete der Kaiser die Augen und blickte unsäglich mild auf die um ihn knienden Lieben — und leise schlummerte die Seele hinüber in ein besseres Jenseits. Acht Tage später wurde er, wie er gewünscht hatte, im Mausoleum zu Charlottenburg neben seiner von ihm so sehr geliebten Mutter beigesetzt. Kaiser Wilhelm I. vollzieht die letzte Unterschrift. h. Mismarck und Woltke — zwei treue Diener des Königs. 1. Bismarck. Einer der treuesten Diener des Königs Wilhelm war Fürst Bismarck. Er wurde am 1. April 1815 auf dem Gute seines Vaters in Schönhausen geboren. Als sechsjähriger Knabe kam er nach Berlin in eine Erziehungsanstalt. An das großstädtische Leben konnte er sich anfangs gar nicht gewöhnen. Wenn er bei einem Spaziergange einen Bauer auf dem Felde pflügen sah, traten ihm Tränen in die Angen. Seine Schulkameraden hatten ihn gern. Beim Spiele war er meistens der Anführer. Ju der Schule war Geschichte sein Lieblingsfach. In Göttingen studierte er die Rechtswissenschaften, und später übernahm er die Verwaltung zweier Güter seines Vaters in Pommern. Während er einmal von hier ans zu einer militärischen Übung eingezogen war, hatte er Gelegenheit, sich den ersten Orden zu verdienen. Er stand nämlich auf einer Brücke und sah zu, als sein Reitknecht das Pferd in die Schwemme ritt. Plötzlich überschlug

10. Alte Geschichte - S. III

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Vorrede. Bei der Bearbeitung des vorliegenden Buches haben uns besonders folgende Grundsätze geleitet: 1. Der Unterricht in der Geschichte soll nicht nur einen klaren Einblick in die geschichtlichen Thatsachen, in ihre Ursachen und Wirkungen vermitteln, sondern muß vor allem herz- und gemütbildend sein. Nur der erziehende Geschichtsunterricht entspricht dem Zwecke der Schule. Darum sind besonders die Personen und Thatsachen hervorzuheben, die moralisch wertvoll sind und sittlich kräftigend auf des Kindes Seele einwirken. Durch Vorbilder edler Menschlichkeit, hingebender Opferwilligkeit und glühender Vaterlandsliebe sott des Kindes Herz begeistert und entflammt werden.*) Mehr als bisher muß die Pädagogik diesem Punkte ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Er ist der Kardinalpunkt des ganzen Geschichtsunterrichts, und wo er vernachlässigt wird, da bringt sich der Geschichtsunterricht um seinen schönsten Erfolg. Denn hier vor allem liegt seine fruchtbringende Kraft. Wo sie fehlt, da gleicht der Geschichtsunterricht einer Schale ohne Inhalt. Und leider legt man der Schale vielerorts noch viel zu viel Bedeutung bei. Noch immer wird ihr zu viel Zeit geopfert. Das ist besonders überall da der Fall, wo unwichtige, trockue Thatsachen und Namen herbeigeholt werden, die höchstens zur Vervollständigung einer Geschichtsperiode dienen, das Gedächtnis vollpfropfen, aber keinen lebensvollen, den kindlichen Geist kräftigenden Inhalt bilden. Mutet mau den Kindern zu, sich eine Fülle wertloser Namen und Thatsachen einzuprägen, wo soll dann die Zeit für den Herz und Geist erfrischenden Inhalt herkommen? Also fort mit allem Ballast, mit den überflüssigen, trocknen Namen, mit der unverdaulichen Kost! Bieten wir den Kindern etwas Besseres! 2. Nur dann wird der Unterricht wirklich bildend und erziehend wirken, wenn der Inhalt zugleich geeignet ist, den Geist des Kindes zu fesseln. Darum muß der Stoff so anziehend wie möglich gestaltet werden. Trockne Darstellung ist zu vermeiden. 3. Was die Kinder nicht verstehen, erzeugt bei ihnen Langeweile oder richtet in ihrem Geiste Verwirrung an und kann deshalb nicht fruchtbringend auf ihre Seele einwirken. Es ist deshalb vor allen Dingen alles zu vermeiden, was über die Köpfe der Kinder hinweggeht. Insbesondere ist der Stoff den verschiedenen Altersstufen möglichst genau anzupassen. *) Damit soll keineswegs gesagt sein, daß man die Schattenseiten und Schwächen der im Geschichtsunterrichte auftretenden Personen vertuschen müsse. Im Gegenteil, ein guter Geschichtsunterricht muß auch wahr sein. Wo es die Wahrheit, das Verständnis einer Handlung, die zu ergründende Ursache einer That erfordert, da weise man ruhig auf jene Schattenseiten hin. Erst so lernt das Kind die „Geschichte als das Weltgericht" kennen.
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